„Mein Gewächshaus – Wissen & Tipps für erfolgreiche Ernten im eigenen Gewächshaus“

für Anfänger und Hobbygärtner, in professioneller Tiefe, mit praxisnahen Werten, Tabellenhinweisen und Schritt-für-Schritt-Anleitungen

Einführung & Zielsetzung

Ein Gewächshaus ist mehr als nur ein geschützter Ort für Pflanzen – es ist ein kontrolliertes System, das Licht, Wärme, Feuchtigkeit und Nährstoffe gezielt nutzt, um Wachstum, Blüte und Ernte zu optimieren.
Diese Anleitung vermittelt dir das Wissen, das du brauchst, um ganzjährig erfolgreich Gemüse, Obst und Kräuter zu kultivieren – mit professioneller Präzision, aber einfach erklärt.

Ziele:

Ganzjährige Nutzung des Gewächshauses

Höchstmögliche Erträge bei minimalem Aufwand

Verständnis für Klima, Substrate, Bewässerung und Pflanzenphysiologie

Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen (Wasser, Dünger, Energie)

Ein Gewächshaus kann bei korrekter Führung bis zu dreimal höhere Erträge erzielen als Freilandanbau – vorausgesetzt, Klima, Düngung und Sortenwahl sind optimal abgestimmt.

Klimasteuerung & Technik

Temperaturmanagement

Ideale Tageswerte: 20–26 °C

Nachttemperaturen: 12–18 °C

Keimung: 22–25 °C, gleichmäßig und feucht

Vermeidung von Hitzestress: Fenster oder automatische Öffner ab 25 °C öffnen

Frostschutz: bei < 5 °C elektrische oder gasbetriebene Heizung verwenden

💡 Tipp: Ein einfaches Min-Max-Thermometer zeigt Temperaturspitzen – diese Werte sind entscheidend für gleichmäßiges Wachstum.

Luftfeuchtigkeit & Lüftung

Optimale Luftfeuchtigkeit: 60–80 %

Zu hohe Luftfeuchtigkeit (> 90 %) fördert Pilzkrankheiten (Mehltau, Botrytis)

Zu niedrige (< 40 %) trocknet Blätter und Blüten aus

Querlüftung (Seitenfenster + Firstlüftung) sorgt für Luftaustausch

Ventilatoren oder automatische Lüfter verbessern die Zirkulation

💡 Regel: Morgens lüften, wenn die Luft wärmer als draußen ist – so entweicht Feuchtigkeit ohne Auskühlung.

Licht & Beschattung

Pflanzen benötigen je nach Art 12–16 Stunden Licht pro Tag.

Im Frühjahr und Herbst kann LED-Zusatzlicht das Wachstum stabilisieren.

Im Sommer hilft Beschattung (z. B. 40–60 % Schattiernetz), um Überhitzung zu vermeiden.

Hinweis: Blätter sollten hellgrün und kräftig sein – dunkelgrüne, weiche Blätter deuten auf Lichtmangel hin.

Bewässerungssysteme

Gleichmäßige Feuchtigkeit ist entscheidend – nie ganz austrocknen lassen!

Tropfbewässerung oder Perlschläuche sind ideal.

Wasserbedarf:

Jungpflanzen: 0,5–1 L/m² täglich

Tomaten, Gurken, Melonen im Sommer: 2–4 L/m² täglich

Regenwasser ist optimal (pH 6,0–6,5).

Bei Brunnenwasser den pH-Wert regelmäßig prüfen.

💧 Tipp: Ein Feuchtigkeitssensor oder ein Fingertest (2–3 cm tief) zeigt zuverlässig an, ob gegossen werden muss.

Automatische Steuerung

Mit einfachen Steuergeräten kannst du:

Temperatur, Lüftung, Bewässerung und Beschattung automatisch regeln

Zeitgesteuerte Pumpen und Fensterheber kombinieren

Langfristig Energie sparen und gleichmäßige Erträge sichern

Düngung & Substrate

Substratwahl

Der Boden ist das Fundament gesunder Pflanzen.
Empfohlen:

Mischung: 50 % Kompost, 25 % Gartenerde, 25 % Kokosfaser oder Torfersatz

pH-Wert: 6,0–6,5

Drainageschicht: 3–5 cm Kies oder Blähton

Alle 2–3 Jahre sollte das Substrat erneuert oder mit Kompost regeneriert werden.

Nährstoffmanagement

Hauptnährstoffe:

Stickstoff (N): Blattwachstum

Phosphor (P): Wurzelbildung, Blüte

Kalium (K): Fruchtbildung, Krankheitsresistenz

Mikronährstoffe:
Magnesium (Mg), Calcium (Ca), Eisen (Fe), Zink (Zn), Bor (B)

Empfohlene EC-Werte:

Tomaten: 2,5–3,0 mS/cm

Gurken: 2,0–2,5 mS/cm

Paprika: 1,8–2,3 mS/cm

Kräuter: 1,2–1,8 mS/cm

💡 Tipp: Bei niedriger Sonneneinstrahlung (Winter/Frühjahr) weniger düngen – Pflanzen brauchen weniger Nährstoffe bei langsamerem Wachstum.

Schädlings- & Krankheitsprävention

Grundprinzip: Vorbeugung statt Bekämpfung

Täglich lüften und abgestorbene Blätter entfernen

Werkzeuge regelmäßig reinigen

Schattierungen kontrollieren, um Feuchtigkeit zu vermeiden

Pflanzenabstand einhalten: mind. 40–60 cm

Nützlinge

Marienkäfer: gegen Blattläuse

Raubmilben: gegen Spinnmilben

Florfliegenlarven: gegen Thripse

Schlupfwespen: gegen Weiße Fliegen

💡 Nützlinge online bestellen und im Frühjahr im Gewächshaus ausbringen.

Kulturen im Porträt

Tomaten

Temperatur: 22–26 °C Tag / 16–18 °C Nacht

Luftfeuchte: 60–70 %

EC: 2,5–3,0 mS/cm | pH: 5,8–6,3

Wöchentlich ausgeizen, untere Blätter entfernen

Ernte: vollreif, morgens

Gurken

Temperatur: 22–28 °C Tag / 18 °C Nacht

Luftfeuchte: 75–85 %

Rankhilfe notwendig

EC: 2,0–2,5 mS/cm | pH: 5,8–6,0

Keine Temperaturschwankungen → Bitterstoffe vermeiden

Paprika & Chili

Temperatur: 24 °C optimal

EC: 1,8–2,2 mS/cm | pH: 6,2

Hoher Lichtbedarf

Blütenansatz regelmäßig prüfen

Melonen

Starkzehrer! Viel Wärme (25–30 °C) und Sonne

EC: 2,0–2,5 mS/cm | pH: 6,0

Fruchtstände reduzieren auf 3–5 pro Pflanze

Kräuter

Basilikum: 20–25 °C, keine Staunässe

Thymian/Rosmarin: eher trocken halten

Petersilie: feucht und schattiert

Ernte & Lagerung

Beste Erntezeit: früh morgens bei trockener Luft

Werkzeug: scharfe Schere, kein Abreißen

Nachreifung: Tomaten bei 18–22 °C, Gurken sofort verzehren

Lagerung: kühl (10–15 °C), luftdurchlässig

Kräuter: trocknen oder einfrieren

Obst: getrennt lagern (Ethylen beschleunigt Reifung)

Saisonplanung & Fruchtfolge

Jährliche Rotation verhindert Nährstoffmangel und Krankheiten.

Beispiel:

Jahr 1: Tomaten, Paprika

Jahr 2: Gurken, Zucchini

Jahr 3: Spinat, Salat, Kräuter

Zwischenkulturen: Feldsalat, Radieschen, Pflücksalat

Nach Saison: Erde lockern, Kompost einarbeiten, Kalk nach Bedarf

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